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Wendländische Küche
Rezepte aus der Kochschule in Clenze von 1946

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Unter dem Foto aus einem Tagebuch von 1941 steht: "Im Oktober beginnt eine schöne Zeit: die Kochschule in Clenze."
 
Das Foto erzählt auch, wo die Kochschule untergebracht war. Bei Vergrößerung liest man auf dem Schild:

"Speise Restaurant
Cafe
Zur Mühle
Erich Schulze"

Später wurde das Lokal mit dem großen Saal als Diskothek "Clenzer Mühle" bekannt.
 
Es gab wohl auch in dieser Zeit schon Tanz und Musik im "Café Zur Mühle". In den Unterlagen über eine Abschlussfeier der Kochschule 1946 (siehe weiter unten) finden sich Erklärungen für den Tagebucheintrag "... schöne Zeit ..."

Bald nach dem Kriegsende besucht auch Lydia aus Grabow diese Kochschule. Sie erzählt:
"Im Winter 1945 meldete ich mich zum Kochen in Clenze an. Ich wohnte bei Verwandten in Gureitzen und fuhr mit dem Fahrrad nach Clenze. Am Wochenende kam ich immer nach Grabow. Ich musste immer neue Lebensmittel holen, denn die mussten wir zum Kochen und Backen mitbringen."

 


Lydia auf dem Hof der Kochschule.

In dieser Zeit legt sie ein umfangreiches Kochbuch an, in dem wir unter vielen allgemein üblichen  auch eine Reihe regional- typische Rezepte finden. Stark vertreten sind sparsame Gerichte für den Alltag und erstaunlich viele Süßspeisen und Kuchen. Aber auch die Festessen mit der "Wendländischen Hochzeitssuppe" fehlen nicht.
Wir beginnen mit einer überraschenden Kleinigkeit:
 
An die Biersoße erinnere ich mich nicht. War wohl nichts für Kinder. Aber "Fliederblütenbrause" gab es an warmen Frühsommertagen immer. So ein Steintopf voll reichte für einige Tage und fing dann auch tüchtig an zu sprudeln. (Es geht hier nicht wirklich um Flieder. Gemeint ist Holunder.)
   
 
"Milchgelee
Milch lässt man kochen. 4 Esslöffel Zucker. 50 g kleingehackte Mandeln. 1 Paket Vanille-Zucker. Hat alles gekocht, gibt man 12 Blatt Gelantine (weiße - in kaltem Wasser gewaschen) hinzu. Jetzt zum Erkalten und Festwerden. Hierzu gibt man Schokoladensoße."
 
1946 ist die Steckrübenzeit. Neben der berühmten Steckrübensuppe gibt es aber auch dies:
"Geschmorte Steckrüben
Die Steckrüben werden in dünne Scheiben geschnitten. Die Scheiben werden geschält. Gut gewaschen schneidet man diese in feine Streifen. Hierüber gießt man kochendes Wasser. Etwa ein Liter Wasser lässt man kochen. Hierzu gibt man die abgebrühten Steckrüben, ein Lorbeerblatt, 4 grobgeschnittene Zwiebeln, eine Messerspitze feinen Pfeffer. 3 Esslöffel Schmalz gibt man mit 4 Esslöffel Mehl in einen Topf. Von der Brühe hinzu, in der die Steckrüben gekocht sind, und 2 Esslöffel Zucker. Hierzu die Steckrüben, lässt dieses eben aufkochen und schmeckt nach Zucker und Salz ab."
 
Auf dem Lande ist es auch die Zeit der Heringe. (Siehe "Heringsexpress"). Aber Hering gab es eingelegt in Salzlake in großen Holzfässern im Dorfladen sowieso immer. Oder das Fischauto kommt regelmäßig durchs Dorf. Fisch aus der Elbe wurde ja dann irgendwann ungenießbar. Aber ansonsten gehörte Fisch aus den vielen Binnengewässern dieser nassen Gegend zum traditionellen Speiseplan.
 
"Heringssalat
4 Salzheringe legt man über Nacht in kaltes Wasser. Diese abgezogen und entgrätet und dreiviertel Pfund Kalb- oder mageres Schweinefleisch. Dieses gebraten oder gekocht. Zwei Zwiebeln, 6 Gurken, 2 Äpfel, 1 gekochten Sellerie, 4 gekochte rote Beete.
(Sellerie und rote Beete werden zusammen mit der Schale gar gekocht.)"
 
Das folgende Rezept kann ich sehr empfehlen. Ich muss allerdings dazu sagen, das es mir bei einigen Versuchen nicht gelungen ist, die Bohnen so perfekt einzeln zu panieren, wie es die Köchinnen damals machten. Vielleicht gibt es nicht mehr solchen Speck oder solches Weißbrot? Und die Bohnen sind auch nicht mehr wie früher. Allerdings bin ich auch kein geschickter Koch.
 
"Gebratene Bohnen
Hierzu nimmt man Brechbohnen. Diese kocht man in Salzwasser gar. Das Wasser lässt man überm Durchschlag ablaufen. Den in Würfel geschnittenen Speck gibt man in eine Pfanne. Ist dieser hellgelb, gibt man hierüber die Bohnen. Über die Bohnen streut man 6 Handvoll fein geriebenes Weißbrot. Lässt man dieses gut 10 Minuten braten. Schmeckt die Bohnen nach Salz ab, streut ein Teelöffel obenüber."
 





Man muss berücksichtigen, dass Speck damals noch wirklich Speck war. Schweine wurden "fett gefüttert".
Nach der Steckrübenzeit kamen die fetten Jahre. Und dann wurde alles mit viel Fett und Butter und Sahne angerichtet. Die Männer sollten tüchtig arbeiten, also mussten sie auch tüchtig essen. Fett gibt Kraft und Unmengen von Zucker gibt Energie. Es hat jedenfalls immer wunderbar geschmeckt.
 
Wie schon beim Schlachten gesagt, gehören zu der dort beschriebenen "Kost" unbedingt die Zuckergurken, nicht zu verwechseln mit Senfgurken oder süß-sauer eingelegten Gurken. Städter sollten jetzt nicht die heute üblichen Schlangengurken vor Augen haben. Es geht hier um kurze dicke Sorten, die man lange im Garten ausreifen ließ. Im Rezept ist zwar von grüner Farbe die Rede, ich erinnere mich aber, dass sie erst im späten gelben Stadium geerntet und verarbeitet wurden.
 
"Zuckergurken
Man schält große Gurken, teilt in Viertel, entfernt die Kerne mit Löffel und schneidet schräge, nicht zu dünne Stücke. Man kocht die Stücke sofort in gutem Essig mürbe und schüttet sie auf ein Sieb zum Abtropfen. (Nicht zu weich kochen.) Am Nächsten Tag nimmt man für 2 1/2 kg gekochte Gurken 1 kg Zucker und klärt ihn  in 1/3 Essig und 2/3 Wasser. (1/4 Liter Mischung auf 1/2 kg.) Danach gibt man die Gurken hinein und lässt sie 20 Minuten kochen. Dann nimmt man sie heraus und lässt den Saft noch 1/2 Stunde einkochen. In dem dick gekochten Saft kocht man die Gurken noch einmal kurz auf. Tut man ein Stück Alaun dazu, bleibt die Farbe schön grün."
 
Die Zuckergurken werden in Gläsern eingeweckt. (Das Wort "einwecken" kommt wohl von Weck-Gläser. Und das ist eigentlich nur der Hersteller-Markenname.)
 

           Hier noch vier süße Sachen.

   

 


Die Abschlussfeier der Kochschule in Clenze

 
Eine humorvolle "Zeitung" zum Abschluss 1946 ist , wenn auch etwas lädiert, erhalten geblieben, obwohl sie wegen Papiermangel auf sehr dünnes und durchsichtiges Papier getippt werden musste. Äußerst Platz sparend wurden beide Seiten eng voll beschrieben. So passte ein langer Vortrag in Versform und 17 lustige "Kleinanzeigen " auf ein Blatt Papier. (Wegen der Durchsichtigkeit schwer zu lesen.)
 
Die meisten der etwas holprigen Verse sind Anspielungen auf Situationskomik und für uns nicht mehr nachvollziehbar. Ein paar Zeilen will ich aber anführen, weil sie die spartanischen Umstände und die dennoch herrschende gute Laune erahnen lassen:
 
"Zu Clenze auf der Mühle, da ist doch wohl was los.
Dort lernen 16 Mädel das Kochen ganz groß.
Als wir hier angekommen konnte der Empfang  besser nicht sein.
Am Abend war schon Tanzen. Wir schwangen gleich das Bein.
So ging das dann zwei und mehr mal die Woche,
trotzdem kriegten wir vom Tanzen nicht genug.
Viel Kummer machte uns das Wasserschleppen.
Wir riefen dann nach Erich.
Doch seine Hilfe war beschwerlich.
Er wollte uns in die Wanne stecken.
Bei der Pumperei gab es mal ein großes Geschrei und eine tolle Keilerei.
Alle wollten sich nun reinigen. Den Seifenkummer wusste Frieda Schulz durch ihre Spende zu beseitigen. Denn uns fehlte sie schier.
Auch das Wasser reichte nur für vier.
....
Diejenigen Herren, die das Bedürfnis haben, eine Ohrfeige beziehungsweise einen Korb zu bekommen, wenden sich ohne Zögern an Lydia Grebien.
Wo lagert noch Sprit? Herr Schulze."
   
 
Bevor wir Lydias Erinnerungen weiter verfolgen, können wir an dieser Stelle einen Blick auf das nicht weit entfernte Beutow werfen. Intensive Geschäftskontakte zwischen dem Laden von Grebiens in Grabow und dem Mühlenhof Winterhoff in Beutow (die Bäckerei liefert die Backwaren) führen auch zu ganz privaten Beziehungen. Wir betrachten auf der nächsten Seite einen größeren Zeitraum. Aber in der Hauptsache geht es um 1945-1949

in der Beutower Mühle.
 

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